Ein kleiner Stich – oftmals unbemerkt – verwandelt sich im Laufe der nächsten Stunden in eine rote, unansehnliche und vor allem juckende Quaddel. Es ist Mückenzeit. Was in Mitteleuropa meist nur ein unangenehmes Ärgernis ist, kann in tropischen Regionen zur Übertragung gefährlicher Krankheiten führen.
Wissenschaftler des DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen entwickelten jetzt mit Industrie-und Wissenschaftspartnern (Rössing Textilveredlung GmbH & Co. KG, Rhede; Greve & Co. KG, Gescher; Hch. Kettelhack GmbH, Rheine; Junkers & Müllers GmbH, Mönchengladbach; Wehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB), Erding) eine Textilbeschichtung, die effizienten und langanhaltenden Schutz gegen Insektenstiche bieten soll.
Eine Schlüsselrolle spielt hier das Kontaktinsektizid Permethrin – ein Bestandteil vieler Insektenschutzmittel. Auf Oberflächen kommt Permethrin bislang meist in Harzen zum Einsatz. Für ihre neuartige Textilbeschichtung schlossen die DWI-Forscher das Permethrin dagegen in Cyclodextrin-haltige Mikrogele ein. Nach fünf Wäschen war die insektizide Wirkung von Textilien, die mit derartig funktionalisierten Mikrogelen beschichtet waren, noch sehr gut, nach zehn Wäschen noch spürbar. Solche mit Insektiziden ausgerüstete Textilien können für Bekleidung (Uniformen, Arbeitsschutz- und Freizeitbekleidung), Heimtextilien und technische Zwecke (Zelte, Geotextilien, Verpackungen) eingesetzt werden.
Die Forscher aus Aachen sind Spezialisten in der Herstellung von Mikrogelen. Das sind weiche, wasserreiche Polymernetzwerke, deren genaue Zusammensetzung und Funktionalität je nach geplanter Anwendung maßgeschneidert werden kann. Im vorliegenden Projekt wurden Mikrogele mit Cyclodextrin, ringförmigen Abbauprodukten von Stärke, funktionalisiert. Cyclodextrine eignen sich gut zum Einschluss von Wirkstoffen. Die damit versehenen Mikrogele nehmen das Insektizid Permethrin besonders gut auf. Vorversuche hatten bereits ergeben, dass auch die UV-Beständigkeit des Permethrins durch Einlagerung in Cyclodextrin verbessert werden kann.
Die funktionalisierten Mikrogele wurden in einem nächsten Schritt auf verschiedene textile Oberflächen aufgebracht, wo sie selbstständig anhafteten und auch nach zehn Wäschen noch nachweisbar waren. Es wurde festgestellt, dass sich hydrophobe Polyestergewebe grundsätzlich besser beschichten ließen als Viskose/Aramid-Gewebe. Nach immerhin fünf Wäschen war die insektizide Wirkung der beladenen Mikrogele gegenüber Gelbfiebermücken immer noch sehr gut. Durch den Einsatz kommerziell erhältlicher Formulierungen und damit verbundene Hydrophobierung der textilen Oberfläche konnten die Forscher die Waschbeständigkeit der Mikrogele noch einmal deutlich verbessern. Die Mikrogele wiesen eine gute thermische Stabilität bis 300 °C auf und ließen sich ohne Verlust der insektiziden Wirkung auch mit wasser- und schmutzabweisenden Effekten kombinieren. Kontakt: Karola Schäfer schaefer@dwi.rwth-aachen.de 0241/80 233 39